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Deutsche Nachrichten: 1947 nr. 18

von 21. April 1947. 

Deutsche Nachrichtne 1947, nr. 18

fra 21. April 1947

 
 
"
1  Mehrerzeugung landwirtschaftlicher Produkte
       Zur Erzeugung einer guten Ernte benötigt man, wie jeder Landwirt weiss, nicht nur gute Bodenvorbereitung, gute Saat und Fruchtwecksel, sondern auch die den Pflanzen so notwendigen Nährstoffe, die wir im Stalldung, resp. im Kunstdung besitzen. Da Kunstdung sehr knapp ist, und noch jahrelang knapp bleiben wird, sind wir gezwungen, soviel wie möglich an Stalldung zu erzeugen. --
3      Sind schon Getreidefelder in Dunggaben stiefmütterlich behandelt worden, so war dieses noch weit mehr bei den Weidegärten resp. den Wiesen der Fall. Und dass gedüngte Wiesen ein weit reichlicheres und nahrhafteres Futter als ungedüngte liefern, ist jedem Landwirt bekannt. Und es sei gleich vorweg gesagt, dass in Weiden, die weder Stall- noch Kunstdung erhalten, kein Stück Vieh fett wird. Und was nicht fett ist, wiegt auch nicht. --
4        In schlecht gepflegten, ungedüngten, minderwertigen Weidegärten hat man von 1½ bis 2-jährigem Vieh (Ochsen und güsten Stärken) von sieben bis acht Zentnern Gewichtszunahmen während der ganzen Weideperiode von 25 bis 70 Kilo erzielt, dagegen bei gut gepflegten, gedüngten Weiden 100 bis 150 Kilo und darüber. Selbstverständlich spielt auch die Unterteilung der Gärten und häufiger häufiger Wechsel derselbeb hierbei eine grosse Rolle. --
5       Nun ersteht aber die Frage, woher den stärkeren Stalldunganfall schaffen? Hierzu möchte ich erwähnen, dass die meisten Betriebe ihr Vieh ständig im Stall an der Kette haben und dadurch zu wenig Dung erzeugt wird. Gewöhnlich wird von den Haupterzeugern des Dunges, den Kühen, der Dung jeden Tag aus dem Stall entfernt, das Stroh bleibt aber liegen und kommt mit dem Kot kaum in Berührung.
6  In Ostpreussen (Braunsberger und Mehlsacker Umgegend) geht das Viel lose in den meisten Ställen umher, nur die Kühewerden, und auch diese nur ausnahmsweise, während des Melkens angebunden. Es wird von Zeit zu Zeit ein Fuder Stroh im Stall ausgebreitet, das Vieh tritt dasselbe gehörig durch, jeder Tropfen Jauche wird aufgesogen, also resp. mit dem Stroh und dem Kot vermischt.
7  Es entsteht hierdurch eine weit grössere und fettere Dungmenge, als bei dem täglichen Auskarren. Es kommt noch hinzu, dass das Viel durch die Bewegung im Stall gesünder als angebundenes Vieh bleibt, und sich in den Knochen und im Wachstum besser entwickelt.
8  Es wird nun mancher einwenden, dass es im Stall bei dieser Haltung des Viehes unsauber wäre. Das lässt sich durch Legen einiger Bretter vermindern, und ist auch nur bei längerem Liegenbleiben des Strohes, resp. vor Erneuerung desselben der Fall. Jedenfalls habe ich bei dieser Methode der Dungerzeugung mich immer wieder gewundert, welch herrliche Getreidefelder der ermländische Bauer hatte, und mit wie wenigen Weideflächen bei seinem starken Viehbestand er auskam.
9        Es empfiehlt sich auch, die anfallenden Bullkälber schon mit acht Tagen dem Fleischer zu verkaufen und nur wirklich gut geformte Kuhkälber aufzuziehen. Bedenken wir, dass ein Kalb, bis es ausgetränkt ist, ausser der Magermilch etwa 300 Liter Vollmilch benötigt, was einem Viertel Zentner Butter entspricht, die im Verein mit der Magermilch, resp. des anfallenden Käses der menschlichen Ernährung zugute kommen könnte, und wenn wir den nicht unbedeutenden Fleischanfall berücksichtigen, so ist dieses schon zu verstehen. --
10      Auch ist Betrieben, denen es möglich ist, ihr Weidevieh statt mit zwei, erst mit drei Jahren zu verkaufen, sehr anzuraten, ihr Weidevieh möglichst auf ein Gewicht von 10 bis 12 Zentnern zu bringen, denn der Fleischanfall, und namentlich die Fettausbeute ist ungleich höher, da gerade erst schwerere, ältere Tiere hauptsächlich Fett ansetzen, sowie auch der Preis ein weit höherer und rentabler ist. --
11        Bei Zwangsablieferung von Milchvieh zu Schlachtzwecken, sind selbstverständlich gut melkende Kühe zu schonen, und nur güste, altmelkende, resp. schlechtmelkende und alte Kühe, die in der Milch schon sehr nachlassen, zu liefern. Milchkühe sind neben guter Fütterung und Pflege, sowie Putzen sauber zu halten, rein auszumelken, wobei ein dreimaliges Melken, das bekanntlich 10 bis 12 & mehr Milch ergibt, in Erwägung zu ziehen ist. 
12 Auch Stallruhe ohne Störungen, gute freundliche Behandlung ohne Schlagen und Hetzen durch Hunde ist selbstverständlich. Dieses alles erhöht die Milchergiebigkeit. 
13       Auch ist es nicht nötig, dass Pferde so reichlich Getreidefütterung erhalten, dass sie fett sind; es wäre ratsam, dass ein Teil ihrer Hafergaben etc. dem Milchvieh zugute käme, um mehr Milch erzeugen zu können. Diese würde erheblich zur Schliessung der Fettlücke beitragen. --
14      Kleine Betriebe könnten statt Pferdehaltung zur Zugviehaltung (Kühe) übergehen, um Futter einzusparen, das dann für die Fütterrung einer weiteren Kuh reichte. Würde sich ein grösserer Teil der in Deutschland entstandenen resp. noch enstehenden Siedlungen dazu entschliessen, würde auch dieses zur Schliessung der Milch- und Fettlücke beitragen. Eine Einschränkung der Schweine-, Kaninchen-, Geflügel- aber auch der Hundehaltung, sowie die Beackerung von Flug-, und Sportplätzen, und das Umpflügen eines Teiles der Dauergärten würde eine erhebliche Mehrerzeugung an menschlichen Nahrungsmitteln bringen.
15      Es gibt aber doch andere Mittel, die Erzeugung der Landwirtschaft zu steigern, das ist die Verminderung der Vielverluste.
 16       Auf meinen jahrzehntelangen Landreisen zum Ankauf von Vieh, ist mir vieles aufgefallen, das zur Verminderung solcher Verluste beitragen könnte. Wohl den grössten Anteil an diesen VErlusten tragen die Notschlachtungen der Rinder. Die Tiere haben in den meisten Fällen Fremdkörper in der Weide eingefressen. Überall werden die Zäune der Weidegärten repariert, Drähte angezogen und ausgebessert, fehlende Zaunklammern erneuert, aber die Drahtenden liegengelassen, und nach den herausgefallenen Klammern auch nicht gesucht, obwohl sie sich in der Nähe der Pfähle befinden.
17 Die Tiere fressen diese Gegenstände mit dem Gras ein, magern allmählich ab, ohne dass es festzustellen ist, was dem Tier fehlt, dann kommt es zur Notschlachtung und liefert in seinem abgemagerten Zustande fast kein Fleisch mehr. Wie leicht wäre hier Abhilfe durch Nachsuche von alten Leuten oder Kindern, die dafür eine kleine Belohnung erhalten zu schaffen. -- 
18       Oftmals sah ich kranke Tiere, zu denen der Bauer nicht einmal den Tierarzt rief, und wenn schon, dann erst, wenn keine Hilfe mehr zu erwarten, oder das Tier schon so abgemagert war, dass man bei der Notschlachtung statt Fleisch, nur Haut und Knochen sah. --
19       Ich habe zu gleicher Zeit mit einem Nachbarn einen an gleicher Krankheit erkrankten Ochsen gehabt, ging zum Tierarzt, der mir riet, eine Kotprobe zu nehmen, sie in einer Flasche zur Bakteriologischen Station zur Untersuchung einzusenden. Das Tier war ziemlich elend und schwankte beim Gehen. Ich bekam eine Medizin gegen Leberegel, und nach zweimaligem Eingeben wurde mein Tier gesund; und das meines Nachbarn, der nichts veranlasste, ging ein. --
20        Es ist immer ratsam, bei Erkrankungen von Tieren den Tierarzt sofort zu Rate zu ziehen, man bezahlt die geringe Gebühr, und weiss, woran man ist. --
21      Ich habe auch Fälle von Kreuzschwäche, die in hochtragenden Zustand der Kühe, namentlich wenn sie mager sind, vorkommen, und die meist tödlich verlaufen, erlebt. Man gebe der Kuh in diesem Falle einen Zentner Hafer oder anderes Kraftfutter und man wird oftmals sein Tier retten. --
22        Auch beim Transport und Verladen von Vieh muss grösste Vorsicht walten. Es dürfen hochtragende Tiere nicht auf den Leib geschlagen werden, da Verkalbungen dabei leicht vorkommen. Zusammenkoppeln von Vieh beim Transport muss unterbleiben, da hierbei leicht Unglücksfälle entstehen.
23 So erlebte ich einmal in Pörschken, Krs. Heiligenbeil Ostpr., dass 2 Rinder beim Transport mit Ketten zusammengebunden waren. Die Tiere scheuten vor einem fahrende Zuge, verwickelten sich in den Ketten und ein Tier wurde dabei erwürgt. -- 
24        Mir selbst passierte einmal beim Viehverladen ein Fall, dass sich eine hochtragende Stärke aus der geschlossenen Bucht des Bahnhofes losriss, die Umzäunung übersprang, zur Bahnstrecke lief, vom Zuge überfahren und getötet wurde. --
25      Ein Abdasseln der Rinder vor Weideaustrieb ist unbedingt auszuführen, denn die im Rücken der Tiere befindlichen Engerlinge mit ihren Beulen bereiten ihnen grosse Schmerzen, beeinträchtigen die Gewichtszunahme; zudem ist das Leder an den zerstochenen Stellen unbrauchbar, und die besten Fleischstücke gehen, da sie eitrig-blutrünstig unterlaufen sind, der menschlichen Ernährung verloren. Das Abdasseln sollte schon aus Mitleid mit den Tieren geschehen. --
26        Schweine, die steif auf den Beinen geworden sind, mäste man nicht weiter, sondern liefere sie schnell dem Fleischer ab, denn die Weitermast kommt in diesem Fall einer Futterverschwendung gleich, denn die Tiere werden dann immer leichter, statt schwerer. Überhaupt ist bei Schweinen fast nie eine Heilung zu erwarten, zumal das Schwein nach meinen Erfahrungen, das empfindlichste von allen Haustieren ist, und leicht eingeht.
27       Es kann nun nicht meine Aufgabe sein, im Rahmen dieses Artikels über alle möglichen Arten von Viehkrankheiten und Verlusten zu schreiben. Ich habe nur einige Fälle erwähnt, die Interessenten warnen sollen; und ich würde mich freuen, wenn die Beachtung dieser Warnungen, im Verein mit meinen anderen Ausführungen dazu beitragen würden, die landwirtschaftliche Produktion zu steigern. 
Landwirt und Viehkaufmann
ABC, 
Oksbøl, Baracke N 12/9.
28 Die Internierten in Dänemark De internerede i Danmark.
29       Unter dieser Überschrift hat die Berliner Zeitung "Telegraf" mehrmals über die Flüchtlinge in Dänemark berichtet. Verschiedene Auffassungen kamen dabei zu Worte. Probst Grüber, der als deutscher Vertreter dem Flüchtlingsausschuss des Weltbundes der Kirchen angehört, hat die Flüchtlingslager in Dänemark besucht und schreibt:        Under denne overskrift har Berliner-avisen "Telegraf" flere gange berettet om flygtningene i Danmark. Forskellige opfattelser kom derved til orde. Provst Grüber, der som tysk medlem er med i Kirkernes Verdensråds flygtningeudvalg, har besøgt flygtningelejrene i Danmark og skriver: 
30       Die Verpflegung in den Lagern ist weit besser als die der deutschen Zivilbevölkerung. Sie beträgt etwa 2200 Kalorien pro Tag. Als Trockenverpflegung werden ausgegeben: 350 g Schwarzbrot, 125 g Weissbrot, 25 g Käse; 20 g Margarine oder Fett, 20 g Wurst oder Fleischbelag, 15 g Zucker. Dazu gibt es jeden Tag 3/4 l Eintopf und an Sonntagen Fleisch, Kartoffeln und Frischgemüse. Kinder unter 14 Jahren und werdende Mütter sowie ein Teil im Arbeitseinsatz Befindlicher bekommen einen halben Liter Milch.        Forplejningen i lejrene er langt bedre end den, den tyske civilbefolkning får. Den beløber sig til cirka 2200 kalorier pr. dag. Som tørforplejning angives: 350 g rugbrød, 125 g franskbrød, 25 g ost; 20 g margarine eller fedt; 20 g pølse eller kødpålæg, 15 g sukker. Dertil gives der hver dag 3/4 l sammenkogt ret og om søndagen kød, kartofler und grøntsager. Børn under 14 år og vordende mødre og en del af dem, der har legemligt arbejde, får en halv liter mælk. 
31 Für Säuglinge ist eine besondere Säuglingsküche und für Kranke eine Diätküche eingerichtet.  For spædbørn er der oprettet et særligt spædbørnskøkken og for syge et diætkøkken.
32      Die Unterbringung in alten Militärbaracken brachte in diesem Winter bei der Kälte und dem Mangel an Brennstoff mancherlei Schwierigkeiten. Erfrierungserscheinungen sind jedoch in keinem Lager zu verzeichnen gewesen. Die Sterblichkeit ist in den Lagern sogar geringer als bei der dänischen Zivilbevölkerung. --        Indkvarteringen i gamle militærbarakker medførte i denne vinter, da det var koldt og der manglede brændsel, mange vanskeligheder. Der er dog ikke blevet påvist nogle forfrysninger i nogen lejr. Dødeligheden i lejrene er endog ringere end i den danske civilbefolkning. -- 
33        Selbstverständlich leiden die Lagerinsassen an der Abgeschlossenheit von der Aussenwelt. Stacheldraht ist nun mal eine besonders unerfreuliche Erfindung der sogenannten Kulturmenschheit. Das weiss jeder, der hinter Stacheldraht gewesen ist. Ein freier Verkehr mit der Bevölkerung ist aber bei der Grösse der Lager und bei der besonderen Struktur des dänischen Volkes nicht möglich.         Naturligvis lider lejrbeboerne under at være udelukket fra omverdenen. Pigtråd er nu engang en særlig kedelig opfindelse af det såkaldte kulturmenneske. Det véd enhver, der har været bag pigtråd. Men en fri omgang med befolkningen er på grund af lejrenes størrelse og på grund af det danske folks særlige struktur ikke mulig. 
34 So kommt es, dass starkes Heimweh sich in unberechtigter Unzufriedenheit oder in leichteren Psychosen auswirkt. Hinzu kommt, dass den Flüchtlingen vor allem ein Einblick in die Verhältnisse, wie sie zur Zeit in Deutschland vorliegen, völlig fehlt. Die Leute glauben einfach nicht, was man ihnen in dieser Beziehung über Deutschland sagt. 
Probst Grüber,
Berlin. (reaktion: 47-25#43, 47-42#40)
Deraf kommer det, at stærk hjemvé giver sig udslag i uberettiget utilfredshed eller i lettere psykoser. Hertil kommer, at flygtningene fuldstændig mangler indblik i de forhold, der for øjeblikket hersker i Tyskland. Folk tror simpelthen ikke på, hvad man i den forbindelse fortæller dem om Tyskland. 
Provst Grüber, 
Berlin. 
35 Die Erneuerung unseres Volkes
36       Deutschland als Träger einer alten Kultur ist so tief gestürzt, wie kaum je ein Volk zuvor. Ganz verschieden reagieren die Menschen darauf. Die einen mit tiefter Unlust und Mattigkeit, die anderen mit Trotz und einer gänzlich falschen Einstellung zur "Treue", die dritten sind die Schlauen, die sich hüten, sich weltanschaulich jemals festzulegen und die immer oben schwimmen, und die vierten sind die, die sich zergrübeln und zermartern, warum alles so kommen musste und die nun nach neuen Werten suchen, nachdem sich alles, was ihnen wert war, als unwert erwiesen hat. 
37 Um das, was in diesen Tastenden reift, die nach allgemein gültigen Gesetzen des menschlichen Lebens im Kleinen und des Zusammenlebens der Völker suchen, lohnt es sich, für die Erneuerung Deutschlands zu hoffen. 
 38        Hier kann die Entwicklung zu etwas Neuem, Fruchtbarem einsetzen. Hoffen wir, dass dem deutschen Volke unter den Schicksalsschlägen, die wir hinnehmen mussten und noch ninnehmen müssen, Persönlichkeiten herangereift sind, die geeignet sind, für die weitere Entwicklung des deutschen Volkes richtunggebend zu sein. 
 39       Die Menschen, vor allem die Jugend, sind skeptisch geworden. Mit welcher gemeinen Routine wurde das Volk psychologisch bearbeitet. Man lese die Goebbels-Artikel in der Zeitschrift "Das Reich" Nummer für Nummer durch. Wer will sich jetzt Gehör und Gefolgschaft verschaffen, ohne dass die Menschen sagen: Ja, ja, sehr schön, aber das haben wir alles, nur mit anderen Vorzeichen, schon einmal ähnlich gehört. Menschen, die hungern, und unter den denkbar ungünstigsten Bedingungen ihr Leben fristen, verbittern und werden leicht ungerecht. 
 40 Sie glauben nicht mehr an den guten Willen der Mitwelt obwohl vielleicht das Menschenmögliche für sie getan wird. Überall steht die Kritik wach: "Da sprecht ihr uns nun von Demokratie, von Menschen- und Völkerrecht. Gewiss, wir sehen es ein, der Nationalsozialismus hat dieses Recht mit Füssen getreten, aber wo bleibt nun die Anwendung auf uns? Irgendwer muss doch einmal damit anfangen, demokratische Grundsätze auch über das eigene Volk hinaus zur Anwendung zu bringen." --
 41 Skepsis, die einem immer wieder begegnet. Nein, allein kann das deutsche Volk nicht zu einer neuen Einstellung gegenüber der Mitwelt kommen. Die Welt muss helfen, die Skepsis zu brechen und Vertrauen zu schaffen. Das ist nicht von heute auf morgen getan. Wie soll nun die moralische Erneuerung des deutschen Volkes erfolgen?
 42        Die Desorganisation aller menschlichen Beziehungen ist so gross, wie sie gar nicht grösser sein kann. Der Nationalsozialismus lehnte in seinem Rassenwahn die Milieutheorie ab. Diese Theorie wird dem deutschen Volke jetzt in harter Praxis am eigenen Leibe vorgeführt. Das, was wir täglich mit tiefer Betroffenheit erleben: Die Nichtachtung, des Besitzes der "Volksgenossen" oder der Allgemeinheit, dieses "Organisieren", zu deutsch "Stehlen", das sich durch den Krieg eingebürgert hat. Der moralische Verfall des Verhältnisses der Geschlechter zueinander. 
 43 Der Zerfall des Volksganzen in Flüchtlinge und Alteingesessene. Dieser Erscheinungen sind in sehr weitgehendem Masse Auswirkungen des Milieus. Wo dem einzelnen Individuum zu wenig Lebensraum bleibt, da entstehen Reibungen.
 44     Wo der Kampf um die primitivste biologische Existenz geht, da werden die Menschen zu Hyänen und das Gesetz des Dschungels, das: Friss oder werde gefressen, bürgert sich ein. Der Selbsterhaltungstrieb ist der stärkste Trieb des Menschen. Die grösste Gefahr für das Volksganze liege darin, dass in diesem Kampf um Nahrung und Lebensraum nicht die Wertvolleren siegen, die dieser Kampf in seiner gemeinen Primitivität anekelt, sondern die Skrupellosesten, die Schieber und Wucherer, die sich nicht schämen, denen, die danach fiebern, sich nur ein einziges Mal sattzuessen, das letzte Hemd abzugauern.
 45       Wir sind arm geworden an irdischen Gütern. Aber wie viele von uns mögen in unserer Armut erkannt haben, dass unser Glück oder Unglück nicht von einem Mehr oder Weniger an irdischem Besitz abhängt. Auch die Höhe der Kultur hängt nicht von der Zahl der Tischtücher im Wäscheschrank ab. Ein gewisses Mass von Besitz muss zwar vorhanden sein, aber eine satte, behagliche Bürgerlichkeit, die für uns versunken ist, wollen wir uns nicht wieder vortäuschen. 
 46 Vielleicht wird es für die nach uns kommenden in 100 Jahren ein Glück sein, dass wir gezwungen wurden, von Grund auf neu zu bauen. Unser Elebd und unsere Tränen werden dann Legende sein. Unser Unglück wird zum Glück werden, wenn wir nur mit wachem Herzen und wachem Verstande aus den Fehlern der Vergangenheit lernen, die unser völkisches und bürgerliches Leben prägten.
 47 Allein können wir die sich vor uns auftürmenden Aufgaben nicht bewältigen. Kultur kapituliert vor Hunger. Hoffen wir, dass die übrige Welt uns im Glauben an das Positive im deutschen Volke und um all dessen, was das "andere Deutschland" der Welt in kultureller Beziehung gegeben hat, hilft, den Hunger zu überwinden. Damit ist dann schon der erste und entscheidende Schritt zu einer moralischen Sanierung getan. 
Fr. ABD,
Lazarett Oksbøl. 
 48 "Die Mörder sind unter uns" Zwei Filmsbesprechungen
  49       Dieser erste deutsche Grossfilm nach dem Kriege wird jetzt in den Flüchtlingslagern gezeigt. Wir veröffentlichen heute zwei Beurteilungen des Films, die uns von zwei Flüchtlingen aus Kopenhagen zugesandt sind:
 50        Wenn man sich Gedanken über den ersten grossen Nachkriegsfilm macht, so heisst das so viel wie sich überlegen, was will der Film uns sagen? Was bedeutet er für uns? Jeder, der diesen Film gesehen hat, ist bestimmt bereichert nach Hause gegangen. Das erste war eine grosse Überraschung. Da wurde manch einer aus seiner skeptischen und voreingenommenen Position dem Film gegenüber herausgerissen. 
 51 Das war mehr, als man erwartet hatte, war Wahrheit, das waren nüchtene Tatsachen, lebensnah und ohne Übertreibung! Da musste man ergriffen und mitgerissen eine Umstellung in seinem Denken vornehmen. Bewunderung wurde diesem Werke unbekannter deutscher Schauspieler von allen Seiten gezollt. Deutsche sind es, die und Deutschen beim Wiederanfangen vorangehen. Unvorstellbar schwer wird dieser Anfang ssein, aber Hilfe dafür wird uns aus den Händen der jungen Hauptdarstellerin mitgegeben: Liebe, Geduld, Verstehen den Mitmenschen gegenüber. 
 52 "Arbeiten"! sagde sie, und dieses Arbeiten war für sie gleichbedeutend mit "Leben". Für uns Flüchtlinge heisst es jetzt, uns vorzubereiten. Kein Flüchtling sollte es versäumen, vor seiner Heimreise diesen Film zu sehen, er wird uns mit seinem Beispiel der Hilfsbereitschaft und des guten Willens wegweisend sein. --
ADE. 
 53       Bevor der Film begann, schwatzten wir fröhlich durcheinander. Doch schon nach dem ersten Akt waren wir ganz still und nachdenklich. Die handelnden Figuren hatten uns vollständig in ihren Bann gezogen. Da steht das klare Antlitz des Mädchens vor uns, das trotz seiner Jugend den Ausdruck einer aussergewöhnlichen Reife besitzt und trotz seiner Verschlossenheit nicht der innigen Fraulichkeit entbehrt. 
54 Ihr gegenüber lebt ein junger Chirurg, der in schwerstem inneren Ringen mit den Geschehnissen steht und täglich, doch immer wieder vergeblich, versucht, dieses Fieber zu betäuben. Das Mädchen Susanne deutet seinen Zustand mit einem kurzen Satz: "Es gibt Verwundungen, die nicht sichtbar sind". Sein Gegenspieler ist ein Typ, der immer wieder Oberwasser haben wird, weil er skrupellos jede Epoche auszunutzen versteht, sich als der joviale Menschenfreund gibt und andererseits sich nicht scheut, rücksichtslos aus dem Wege zu räumen, was ihm bei der Verfulgung seines Zieles hinderlich scheint. --
 55       Es erweckt Bewunderung, wie ausgezeichnet die Typen für diesen Film gewählt worden sind, die eine überzeugende künstlerichen Gesamtwirkung schaffen. Obwohl der Titel in seiner Härte fast abstösst, entbehrt der Film vollkommen die gefürchteten propagandistischen Tendenz; er stell einfach erschütternde Schicksale dar, zwingt jeden, der diese sieht, zum Nachdenken und wird eine bitter ernste Mahnung für manchen Deutschen sein. --
 56       Selbst die Technik dieses Films ist bis zur künstlerichen Vollendung gesteigert: Ganz besonders eindrucksvoll sind die Szenen der beiden Schwätzer als Schattenriss, der drohend wachsende Schatten des Rächers, der den Mörder zu verschlingen scheint, und dann der Schluss, der die ganze Entwicklung auf den Höhepunkt treibt mit dem Schrei, aus wahnsinniger Angst vor der Sühne geboren: "Ich bin doch unschuldig!"
 57      Ein Film, den jeder Deutsche sehen müsste. 
Fr. ABF.
 58 Demokratie und Sozialismus
 59       Heutzutage wird viel über Demokratie geredet. Während meines langjährigen Aufenthalts in den USA und Argentinien habe ich einen Einblick in die inneren Verhältnisse dieser westlichen Demokratien bekommen. Standesstolz wie in Europa gibt es nicht in den Staaten. An einem bestimmten Tag im Jahr hat auch der ärmste Bürger Gelegenheit, dem Präsidenten die Hand zu schütteln.
 60 Trotzdem herrscht die grösste Disziplin besonders im Verkehr. In Zeiten der Prosperity, d. h. wenn das Geschäft gut geht, wenn die Fliessbänder in drei Schichten arbeiten, wenn die Ford Autofabrik 7-8000 Aotus in 24 Stunden herstellt, ja dann sind die USA ein wundervolles land. Ja, dann glaubt man, die Staaten wären der Garten Eden, bis plötzlich ein schwarzer Freitag der Börse kommt und den geschäftlichen Niedergang bringt, denn Amerika ist nicht nur das Land des ungeheuren Tempos, sondern in noch viel grösserem Masse das Land der grössten Spekulation. 
61 Mit sämtlichen Werten wird spekuliert und fast alle nehmen daran teil. Das ist ein grosser Fehler, dass die westliche Demokratie diese verheerende Spekulation zulässt. Über Nacht machen Hunderte Geschäftsbanken pleite. Die Schafe werden geschoren, sagt man dann, d. h. die kleinen Einzahler verlieren alles, die Millionenarmee der Arbeitslosen steigt, es sind Zeiten, wo auch der Gewandteste keine Arbeit bekommt, wo nur die intimsten Freunde des Unternehmers in Arbeit stehen, ja dann nützt einem dea reichste Land der Welt, das Land der Überflusses auch nichts. 
62         Dann kommt man auf den Gedanken, dass irgend etwas in den westlichen Demokratien nicht stimmt, dass sie die Bildung eines grossen Reichtums einerseits und andererseits die Armut dulden. Die Produktionsmittel, Fabriken, Maschinen, Verkehrseinrichtungen häufen sich in den Händen weniger Menschen, so dass diese allein entscheiden, ob die Fabriken in Gang bleiben oder nicht.
 63 Wollen wir nun diese unsichere Art von Wirtschaft auch in unserem Heimatland, in einen armen Land? Nein, wir wollen einen Schritt weiter, indem wir zum Sozialismus übergehen, d. h., dass wir sämtliche Produktionsmittel, Fabriken, Maschinen u. s. w. in die Hände des Volkes, der Produktivtätigen legen und von diesen auch kontrollieren lassen, so dass keine Depression mit ihren Begleiterscheinungen wie Arbeitslosigkeit, Streiks u. s. w. aufkommen können. 
 64 Mit einem Wort gesagt ist der sozialistische Staat eine enorm verbesserte Demokratie, wo es keine Spekulation gibt, wo nicht ein Mensch den andern ausbeutet, es ist gewissermassen die nächsthörere Stufe der Menschheit. 
 65       Der sozialistische Staat baut sich auf der Planwirtschaft auf, alles wird planmässig durchdacht und ausgeführt. Hätten wir nach dem ersten Weltkrieg dieses durchgeführt, so hätten wir diesen zweiten Völkermord nicht gehabt, und dieses Elend wäre uns erspart geblieben. Sollte es sich nun nicht vermeiden lassen, dass wir vorerst nach Art der westlichen Demokratien wirtschaften müssen, so sollten wir wenigstnd diese Zeit auf ein Minimum von Jahren zusammendrängen, um durch den Korridor der westlichen Demokratie ins helle sonnige Zimmer des Sozialismus zu schreiten. In diesem Idealstaat würde Hass, Neid, Missgunst automatisch verschwinden, die Sozialversorgung würde gesichert, Kunst, Wissenschaft, Sport und vor allem die Volksbildung neuen Auftrieb erhalten. Also aufwärts zum sozialen Staat, folgt den sozialistischen Führern. 
ABG, 
Røntved, Bar. 1, Zi. 24.